Les Menuires – 60 Jahre Kontroversen und Innovation
Letztes Jahr feierte Les Menuires seinen 60. Geburtstag! Der Wintersportort, der zunächst wegen seiner Architektur verschrien war, ist heute eine Quelle der Inspiration. Rückblick auf eine außergewöhnliche Geschichte zwischen Wagemut und Polemik.
Betontürme, Gebäude in urbanem Stil, weit weg von den Stereotypen der Berge ... Im Lauf der ersten Jahre sorgt die innovative Architektur von Les Menuires für Diskussionsstoff. Mehr als ein halbes Jahrhundert später wird sie als Vorbild in Sachen Stadtplanung dargestellt. Zu seinem 60. Geburtstag lohnt es sich, auf die spannende Entwicklung eines Skiorts zurückzublicken, der niemanden kaltlässt!
😄❤️ 1960er: die Entstehung von Les Menuires
1964 startet die Regierung Pompidou eine neue Raumordnungspolitik für die Berge: den "Plan Neige". Dieses enorme Projekt besteht darin, Skiorte für die freizeitsuchenden Mittelschichten zu gründen und weiterzuentwickeln.
Die Baustelle Les Menuires (sprich: "Lee Mönüier") beginnt im selben Jahr. Die auf 1800 Metern Höhe gelegene gewählte Zone ist unbewohnt, aber nahe an der Ortschaft Saint-Martin-de-Belleville. Zuerst entsteht das Viertel La Croisette mit den ersten Schleppliften sowie den ersten Wohngebäuden wie dem inzwischen weggerissenen Le Solaret. Der Skiort wird mit 450 Betten für die Wintersaison 1964-1965 eingeweiht.
❄️ 1970: das "Sarcelles der Schneegebiete"
Die unter der Leitung des Architekten Philippe Douillet in Les Menuires errichteten Gebäude sind bewusst städtisch, wuchtig und funktionsgerecht. Ein Beispiel? Le Brelin, 1972 erbaut, sieht aus wie ein in einem Meer aus Schnee verankerter Ozeandampfer. Sein gigantisches Inneres umfasst insbesondere 562 Wohnungen und mehrere Geschäfte! Die innovative Architektur des Skiorts sorgt bei nicht wenigen für Irritationen.
Laut Mille Routes ist Les Menuires "Zeugnis eines vorübergehenden Wahns genialer Architekten, denen es an Kathedralen mangelt" (1973). Für den Touring Club de France sind die Türme "Staufächer für Familien, die zwar nicht Manhattan sind, aber [...] auf beschämende Weise wie Montparnasse-Türme aussehen [...] (1977). Die Zeitung Libération wiederum verleiht dem Skiort in Anspielung auf den Pariser Vorort den Beinamen "Sarcelles der Schneegebiete".
Glücklicherweise fallen andere Urteile positiver aus. In der Tageszeitung La Montagne: "Der Erfolg von Les Ménuires (im Text fälschlicherweise mit Akzent geschrieben) ist heute kein Geheimnis mehr: dieser Skiort ermöglicht es mit seinem 'funktionsgerechten' Charakter, jeglichen materiellen Zwang zu vergessen" (1973). Das Wesentliche ist vorhanden. Les Menuires ist ein integrierter, autofreier Skiort, wo sich die Leute mit den Füßen im Schnee frei bewegen. Sein Preis-Leistungs-Verhältnis macht ihn zu einem für alle Budgets erschwinglichen Reiseziel, das eine immer größer werdende Zahl von Besuchern anlockt.
🤩✨👍 1980er und 1990er: die Entwicklung des Skiorts
Ende der 1970er- und in den 1980er-Jahren entwickelt sich der Skiort mit 11.000 hinzukommenden Betten weiter. Ganze Viertel wachsen aus dem Boden, darunter Les Bruyères und Les Fontanettes. Die Architektur wandelt sich und entfernt sich von den Normen der 1960er-Jahre. Sie wendet sich nun auch Hütten aus Holz und Stein zu, wie es den traditionellen savoyischen Wohnstätten entspricht.
1992, rückt der Skiort bei den Olympischen Spielen von Albertville auf wunderbare Weise ins Rampenlicht. Trotz zahlreicher Vorbehalte wird er tatsächlich als Austragungsort für den Spezialslalom der Herren gewählt. 1995 feiert Les Menuires seinen 30. Geburtstag!
😎😍 Von den 2000ern bis heute
Les Menuires bekommt allmählich das Gesicht, das wir heute kennen. Im Jahr 2000 entwirft der Architekt Yves de Preval einen eleganten, luftigen Glockenturm, der von jedem Viertel aus sichtbar ist. Auch er ist nicht unumstritten, da er den Skiort mit seinem überaus avantgardistischen Charakter auf dreiste Art ins 3. Jahrtausend projiziert. Eine Besonderheit, die im Übrigen mit einem ersten Preis für metallische Architektur ausgezeichnet wurde.
Im Jahr darauf wird zu seinen Füßen eine Mehrzweckhalle für Vorführungen und Konzerte errichtet. Dann, im Jahr 2005, ist ein Sportzentrum damit an der Reihe, eröffnet zu werden. Der Blick auf die Architektur von Les Menuires wandelt sich. Der Beweis: 2012 wird das Gebäude Brelin mit dem Gütesiegel "Kulturerbe des 20. Jahrhunderts" ausgezeichnet.
Inzwischen ist der integrierte Skiort Les Menuires zu einem Vorbild in Sachen architektonische Gestaltung geworden. Seine großen Gebäudekomplexe, die früher kritisiert wurden, werden als viel exemplarischer wahrgenommen als die falschen Hütten, die in manchen Tälern Einzug gehalten haben. Zur Stunde der Gestaltung der Berge von morgen festigt Les Menuires seine umweltfreundliche Positionierung, insbesondere durch Begleitung der Renovierung der Mietgebäude im Sinne der Energieeffizienz.
Seit 1964 ist Les Menuires zu einem überaus bedeutungsvollen Reiseziel des Skigebiets Les 3 Vallées geworden. Leistungsstark und wegen seiner wirtschaftlichen Effizienz beneidet, empfängt es nunmehr Gäste aus aller Welt mit über 62 Nationalitäten. Diese Anerkennung hat dazu geführt, dass es heute von dem Künstler Docteur Paper aus Nantes verewigt wird, mit einem exklusiven Werk.